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Bewegender WDR-Dokumentarfilm „My Escape“ erzählt Schicksale mit Smartphone-Videos

(Screenshot: WDR)

Im WDR-Dokumentarfilm „My Escape“  erzählen Amber, Mohammad, Abdullah und viele andere anhand ihrer zusammengeschnittener Smartphone-Videos die Geschichten ihrer Flucht nach Deutschland. 

Amber Alissa (27), Mohammad (25) und Abdullah Ghunaim (21) sind mittlerweile in Sicherheit. In Interviews erzählen sie und andere Flüchtlinge im WDR-Film „My Escape – Dokumente der Vertreibung“ über die teilweise extrem gefährliche Flucht aus ihren Heimatländern nach Deutschland. Das Besondere an dem Dokumentarfilm:  Der WDR hat in Gemeinschaftsunterkünften Flüchtlinge besucht und von den Menschen, die in Deutschland Asyl suchen, viele Videos aus den Smartphones zur Verfügung gestellt bekommen. Die Aufnahmen wurden dann vom WDR zusätzlich mit Kommentaren der Flüchtlinge vertont und wo es nötig ist mit Untertiteln versehen.

(Screenshot: WDR)

(Screenshot: WDR)

Wieso My Escape besonders bewegend ist

Bei Aufnahmen, die eine Flucht in Egoperspektive zeigen, während sichtbar Bomben vom Himmel fallen, Gebäudeteile in hohen Bogen durch die Stadt fliegen und rund um den unsichtbaren Smartphonebesitzer Explosionen die Straße erschüttern, läuft dem Zuschauer ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Das Entsetzen, das den Besitzer des Smartphones mit lauter Stimme und Gott-ist-groß-Stoßgebeten gepackt hält, kriecht förmlich vom Bildschirm in den Zuschauer hinein.

Aber die wirklich berührenden Bilder sind Alltagssituationen wie die Konzertaufnahmen aus Damaskus, wo der Hard-Rock aus den Boxen dröhnt, Menschen fröhlich Geburtstag feiern und  fröhlich durch Altstädte bummeln. Damaskus, eine Stadt, die niemals schläft, sagt einer der beiden Ghunaims – und vergleicht Damaskus bewusst oder unbewusst mit der Weltmetropole New York City. Und uns allen wird auf dem bequemen, sicheren Sofa vielleicht zum ersten Mal spürbar bewusst, was die beiden Brüder und alle anderen Flüchtlinge verloren haben. Der Kontrast zwischen einem Leben, dass sich nicht sehr von unserem unterscheidet und den fallenden Bomben ist eindrucksvoll und beklemmend.

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Fluchthelfer Smartphone: Unverzichtbar und lebensnotwenig

Wie man eine gedruckte Landkarte nutzt, ist heute nicht mehr zwingend Teil der Allgemeinbildung. Smartphones mit eingebauten GPS-Empfängern zeigen im Gegensatz zur analogen Karte den aktuellen Standort an und weisen den Weg.

Stell dir vor, du gehst mit einem einzigen Rucksack, etwas Lebensmittel und simplen Turnschuhen aus der Tür und machst dich zu Fuß auf den Weg durch zwei Kontinente und durch mehrere Länder, deren Sprache du nicht sprichst und dementsprechend oft schon Schwierigkeiten beim Entziffern der Schilder am Straßenrand haben wirst. Wie beruhigend und wertvoll ist da der Blick auf den Routenplaner im Smartphone. Besonders im Hinterland eines Dritte-Welt-Lands, wo der Horizont um dich herum identisch auszusehen scheint. Und wie beruhigend mag da eine Facebook-Nachricht von Freunden und Verwandten sein – oder wie überlebensnotwendig die Kommunikation mit anderen Flüchtlingen vor- oder nach dir. Oder mit Helfern, Fahrern oder Zwischenstationen.

Völlig klar, wieso das Smartphone, die wichtigste Fluchthilfe für die Menschen auf dem Weg nach Europa, auf dem Weg in Sicherheit und Frieden ist. Und gleichzeitig ein elektronischer Zeitzeuge, der mit My Escape vom WDR den bewegendsten Dokumentarfilm des Jahres geliefert hat.

My Escape, jetzt in der WDR-Mediathek oder heute, am 10.02.2016 im Fernsehen um 22:55 Uhr im WDR.

Bildschirmfoto 2016-02-10 um 18.17.06

Zum Anschauen des Videos auf das Bild klicken. (Screenshot: WDR)

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Chefredakteur von 1000Gesichter. Wirtschaftsjournalist und Redakteur bei www.t3n.de. Ehrenamtliche Tätigkeit in der Flüchtlingshilfe IN Bad Schönborn und Kronau e.V in den Arbeitsgruppen Öffentlichkeitsarbeit und Recht. Folgen: www.facebook.com/jochengfuchs oder www.twitter.de/jochengfuchs

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